Im alltäglichen Sprachgebrauch nutzen wir häufig die Adjektive «kompliziert» oder «komplex», um ein Problem oder eine Situation zu beschreiben, welche wir nicht genau verstehen. Doch bedeutet kompliziert und komplex wirklich dasselbe? Verwenden wir die Begriffe korrekt? Und was hat das alles mit einem Teller Spaghetti zu tun?
Komplizierte Probleme
Eine mechanische Uhr ist beispielsweise ein sehr kompliziertes System. Ist sie defekt, kann man die Uhr in der Regel kaum selbständig reparieren. Aber ein*e Uhrmacher*in mit der entsprechenden Ausbildung kann sie zerlegen, die Fehlerursache eruieren und die Uhr somit reparieren.
Technische Probleme sind häufig komplizierte Probleme. Diese können gelöst werden, indem man sich das nötige Wissen aneignet oder zukauft. Mit entsprechendem Wissen und ausreichender Erfahrung kann man also auch die kompliziertesten Probleme verstehen.
Eine charakteristische Eigenschaft von komplizierten Problemen ist zudem ihre Monokausalität. Ursache und Wirkung stehen also in direktem Zusammenhang. Expert*innen, wie beispielsweise der Uhrenmacher*innen, können sich diese Monokausalität zu Nutze machen und so relativ rasch die genaue Ursache bestimmen und das Problem beheben.
Komplexe Probleme
Komplexe Systeme sind hingegen kaum vorhersehbar und zeichnen sich durch das Element der Überraschung aus. So ist beispielsweise das Wetter, trotzt aller Forschung und Technologien, nicht abschliessend vorhersehbar. Naturphänomene, lebendige Organismen, aber auch Organisationen können daher als komplexe Systeme bezeichnet werden.
Anstelle der Monokausalität kommt bei komplexen Systemen die Multikausalität zum Tragen, das heisst, mehrere verschiedene Ursachen können sich gegenseitig beeinflussen und stehen in Wechselwirkung zueinander. Selbst für Expert*innen ist nicht eindeutig und abschliessend ermittelbar, welche Ursache welche Wirkung erzeugte. Der Autor und Unternehmensberater Frédéric Laloux vergleicht die Komplexität einer Organisation beispielsweise mit einem Teller Spaghetti. Selbst der leistungsfähigste Computer kann nicht mit Sicherheit vorhersagen, wie sich die Spaghettis auf dem Teller verhalten, wenn man an einem Spaghettistrang zieht. Komplexe Situationen zeichnen sich also durch Unsicherheit oder Unvorhersehbarkeit aus und entstehen aus einer hohen Dynamik heraus.
Digital Workplace: Kompliziert oder komplex?
Der digital Workplace von modernen Arbeitsorganisation ist demnach kompliziert und komplex zugleich. Die zur Anwendung kommenden Technologien und Tools weisen typischerweise einen komplizierten Charakter auf. So können beispielsweise Mitarbeitende in Schulungsblöcken neue Funktionen von Microsoft Teams erlernen und wann immer nötig, hilft der technische Support monokausale Probleme zu lösen. Technische, komplizierte Problemstellungen lassen sich gut mit traditionellen Methoden bearbeiten. Microsoft Teams kann man schliesslich nach einem genauen Plan und nach strukturierten Prozessen aufbauen und konfigurieren.
Doch die Art und Weise wie Mitarbeitende diese Technologien und Tools im Arbeitsalltag einsetzen und wie das die Zusammenarbeit beeinflusst, weist klar einen multikausalen Charakter auf. Daher gilt es diesen Teil des digitalen Arbeitsplatzes als komplex zu betrachten. Die Einführung eines neuen Kollaborationstools im Tagesbetrieb stellt also ein komplexes Vorgehen dar, bei welchem man mit Überraschungen und unvorhergesehen Situation rechnen muss. Vielleicht wollen die Mitarbeitenden das neue Tool gar nicht einsetzen, da sie lieber das altbewährte System nutzen. Vielleicht haben sie Vorurteile oder empfinden unausgesprochene Ängste. Solche Situationen sind oft nicht vorhersehbar und können meist nicht mit strukturierten, vorgegebenen Prozessen bereinigt werden.
Die passende Methode finden
Komplizierte und komplexe Problemstellungen müssen also mit unterschiedlichen Methoden, Vorgehensweisen oder Lösungsansätzen angegangen werden. Es stellt sich nun die Frage, wie man die Kompliziertheit und die Komplexität des digital Workplace am besten reguliert.
Gemäss dem Bestsellerautor und Unternehmer Lars Vollmer zufolge eignet sich dazu eine Differenzierung von Regeln und Prinzipien. Für die Regulierung von komplizierten Problemen eignen sich Regeln, weil diese uns helfen, mit der Routine und wiederkehrenden Sachverhalten umzugehen. Ausserdem sind Regeln explizit und sagen uns genau, wie wir uns unter ganz bestimmten Bedingungen zu verhalten haben.
Komplexe Probleme und Situationen kann man jedoch nicht mit Regeln zähmen. Prinzipien sind dafür um einiges besser geeignet, denn Prinzipien sind Leitlinien und geben uns keine Antworten auf konkrete Situationen. Sie schreiben uns somit auch nicht vor, was zu tun ist. Viel eher sind Prinzipien Hilfsmittel, die uns dabei unterstützen, mit komplexen Situationen umzugehen. Prinzipien müssen sozial ausgehandelt werden und verankern sich in der Unternehmenskultur.
Besonders im Corona-Jahr 2020 wurde deutlich, dass bestehende Prinzipien und Regeln aus dem Büroalltag überdenkt und neu ausgehandelt werden müssen. Es lohnt sich dementsprechend für ein Unternehmen und seine Mitarbeitenden, sich den bestehen Regeln und Prinzipien bewusst zu werden und diese gegebenenfalls neu zu definieren.
Wir bei Beetroot verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz und verfügen über die nötigen Kompetenzen, gemeinsam mit Ihnen massgeschneiderte Lösungen zu erarbeiten, damit Sie Ihre unternehmensspezifischen komplexen und komplizierten Probleme erfolgreich meistern können.
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